Maskenball

Neulich wurde es Ernst. Jetzt ist auch in Sachsen Maskenpflicht.

Nein, keine Clownsmaske oder anderer Faschingskram. Ganz ernsthaft: Stoff- oder Papiermasken sind zu tragen. Von allen. In jedem Laden bitteschön. Auch Leute in Tücher verhüllt werden durchgewunken. Vermummung ist nun salonfähig und erwünscht. Wer hätte das je gedacht?

Anfangs nähte ich fest entschlossen für meine Kollegen und enge Freunde, die dringenden Bedarf meldeten. Für mich war das Thema aber noch weit weg. Die anderen hatten den Bedarf, ich aber nicht. Doch nun drang das Gesetz auch direkt in mein Leben ein.

Keine Semmeln beim Bäcker mehr ohne Maske erhältlich. Die Bäckersfrau macht routiniert ihren Job, während ich mich albern verkleidet fühle und nuschelnd meine Bestellung aufgebe. Ich habe das Gefühl, ich muss lauter reden als sonst, damit man mich durch die Maske besser versteht. Fast so, als ich das erste Mal als Teenager einen Walkman auf den Ohren hatte. Ich atmete und sprach unbewußt lauter zu meinen Mitmenschen, einfach weil ich mich selbst in einer tönend lauten Musikrauschwelt befand und glaubte, ich müsse verbal dagegen halten.

Es ist zu einer Routine geworden. Beim Wohnung-Verlassen der Griff zur Geldbörse, Handy, Schlüssel und Maske. Einreihen in die Schlange bei der Post, wo ca. 25 Leute auf der Straße in einer langen Schlange stehen. Ich betreibe Masken-Beobachtung. Es gibt sie in allen Farben. Manche sehen aus wie zerschnippelte Schlüpper, manche wie ein hartes Visier oder filigran aus Papier geschnitten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manche Masken sehen bereits angegrabbelt und grau aus. Viel benutzt und beatmet. Nicht lecker. Und Corona lacht sich ins Fäustchen. Die Leute folgen einem neuen Kleidungstrend. Der Schutz vor Viren ist gleich Null. Ist das wirklich allen klar? Bei manchen hängt oben die Nase aus der Maske raus – die haben wohl nicht richtig aufgepasst bei der Einweisung. Hauptsache das Gesicht ist irgendwie verdeckt, komplett oder teilweise, denkt sich der brave Bürger.

Umso wichtiger ist es nun, dass man lernt, die Mimik der Augen deuten zu lernen. Mit den Augen lächeln – wie geht das nochmal? Schauen sich die Menschen jetzt automatisch tiefer in die Augen, wenn sie nicht gänzlich mit Sonnenbrillen verhüllt sind? Wie funktionieren jetzt Dates? Da kauft man doch wörtlich die „Katze im Sack“ oder die Mausi mit Maske.

Man kann sich jedenfalls gut und gern auch ungeschminkt hinter der Maske verstecken und seine Ruhe haben, vor dem Alltag. Man wird nicht mehr angeglotzt, jeder trägt es ja.

Aber im Sommer, auf dem Balkon oder am See, lasse ich die Maske weg, das verspreche ich Euch. Ich möchte nämlich kein beige-gebräunt-gestreiftes Gesicht bekommen.